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Traumatherapie im Kindes- und Jugendalter – aktuelle evidenzbasierte Verfahren und individuelle Bedürfnisse der Patient:innen

In den letzten Jahrzehnten konnte ein starker Anstieg an internationaler Forschung zur Entwicklung und Evaluation von traumatherapeutischen Verfahren speziell für Kinder und Jugendliche mit Traumafolgestörungen verzeichnet werden. Viele der Verfahren sind stark standardisiert und manualisiert, folgen einem „one-size-fits-all“ Ansatz und gehen nur begrenzt auf individuelle Bedürfnisse/Symptomatik der Patientinnen und Patienten ein. Trotz der guten Evidenzbasis und großen Effektstärken profitiert ein Teil der behandelten Kindern und Jugendlichen nicht ausreichend (non-response) oder bricht die Therapie ab (Drop-out), was für eine stärkere Individualisierung der Therapie spricht.

In diesem Vortrag werden zunächst aktuelle evidenzbasierte traumafokussierte Verfahren für das Kindes- und Jugendalter mit Fokus auf deren Gemeinsamkeiten und Unterschiede vorgestellt. Aktuelle Trends und Entwicklungen wie massierte traumatherapeutische Verfahren werden diskutiert. Herausforderungen der evidenzbasierten Verfahren wie Drop-Outs oder eine fehlende Dissemination im deutschsprachigen Raum werden erörtert.

Im zweiten Teil des Vortrags werden individuelle Bedürfnisse traumatisierter Kinder und Jugendlicher dargestellt, um schließlich zur Frage zu kommen, inwiefern evidenzbasierte Verfahren einer stärkeren Individualisierung bedürfen. Abschließend werden Implikationen für die Psychotherapieforschung und die klinische Praxis aufgezeigt.

Evidenzbasierte Personalisierung in der Behandlung psychischer Störungen – wo stehen wir und wo wollen wir hin?

Psychotherapie ist eine wirksame Behandlung bei psychischen Störungen und häufig psychopharmakologischen Interventionen überlegen. Aber eine Vielzahl von zum Teil originellen und beliebten Neuentwicklungen psychotherapeutischer Verfahren steht eine geringe differentielle Evidenz im Vergleich zu bereits etablierten Verfahren gegenüber. Ein wichtiges Ziel der Psychotherapie und Psychotherapieforschung sollte es daher sein, sich von einer Orientierung an Therapieschulen hin zu einer Orientierung an Therapieergebnissen zu entwickeln und insbesondere die Behandlung in der Praxis zu verbessern, die aus Psychotherapie zunächst keinen Nutzen ziehen. Dazu ist eine Entwicklung hin zu einer Patienten- und Erfolgsorientierung in der Psychotherapie und Psychotherapieforschung nötig sowie deren Anwendung in der Praxis. Hierzu gehören Fragen wie: Welche therapeutischen Strategien sind für welche Patient:innen mit welcher psychischen Störung am erfolgsversprechendsten? Und, wie können therapeutische Strategien optimal im Laufe der Behandlung an die Bedürfnisse der Patient:innen angepasst werden, insbesondere bei Patient:innen mit einem Risiko für ein negatives Therapieergebnis oder einen Therapieabbruch?

In diesem Vortrag werden Entwicklungen zu einer evidenzbasierten und personalisierten Psychotherapie(forschung) vorgestellt und Implikationen für die klinische Praxis und die zukünftige psychotherapeutische Aus- und Weiterbildung aufgezeigt.