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Historische Traumata: Definitionen, Forschungen und Anwendungen zu einer neuen Konzeption

Hintergrund: Um das Jahr 2000 wurde das Konzept des «Historischen Traumas» von der indigenen Sozialwissenschaftlerin Yellow Horse Brave Heart geprägt. Nach ihrer Definition sind «historische Traumata» kollektiv erlebte Ereignisse mit Tod(esdrohungen), Gräueltaten und Verfolgung, bei denen die Betroffenen oder deren Folgegenerationen unter struktureller Benachteiligung, Ausgrenzung und Rassismus leiden und die sich in psychosozialen Phänomenen wie Vertrauensverlust, Verbitterung, Substanzmissbrauch und Gewalt niederschlagen. Es gibt bisher keine vergleichende Untersuchung zu diesem Konzept über verschiedene länger oder kürzer zurückliegende historische Traumata des 19. und 20. Jahrhunderts.

Methode: Im Rahmen meines Buchprojekts zum Thema untersuche ich die amerikanische Indigene, Holocaust-Nachfolgegenerationen, Black Americans, ruandische und kambodschanische Genozid-Überlebende, Opfer Stalinistischer Repression, italienische Mafiaopfer anhand von Forschungsbefunden und klinischen Beschreibungen.

Ergebnisse: Manche psychosoziale Phänomene finden sich übergreifend, wie der Vertrauensverlust. Andere sind eher spezifisch, wie z.B. die transgenerationale Weitergabe von «Überlebensbotschaften». Im Bereich von Therapie-programmen gibt es vereinzelte gemeinschaftsbasierten Interventionen, in denen Jugendlichen eine positive Gruppenidentität und sozialökonomische Kompetenzen sowie allen Altersgruppen narrative Kompetenzen und Empowerment vermittelt werden.

Schlussfolgerung: Mein Vortrag soll Anregungen vermitteln, wie die in indigenen und gesellschaftlichen ausgegrenzten Gruppen gewonnenen Einsichten und Kenntnisse für die Weiterentwicklung der Psychotraumatologie genutzt werden können.

Behandlung der Posttraumatischen Belastungsstörung mit Imagery Rescripting

Imagery Recripting ist eine traumafokussierte Psychotherapie der Posttraumatischen Belastungsstörung, die ohne formale Konfrontation mit den traumatischen Erinnerungen auskommt. Nach einer Psychoedukation über die PTBS und die Behandlungsmethode und einem optionalen Training der Patienten in der Bewältigung starker negativer Emotionen und der Reduktion von Dissoziation werden die Patienten gebeten, in Bezug auf belastende Traumaerinnerungen jeweils in der Vorstellung an den Punkt zu gehen, an dem sie wissen, dass das Schlimmste nun passieren wird. Die Patienten erhalten dann die Möglichkeit, das Geschehene so zu verändern, dass sich ein anderer, weniger belastender Ausgang ergibt und in der damaligen Situation vorhandene Bedürfnisse nach Sicherheit, Kontrolle, Trost und Schutz in der Vorstellung gestillt werden. Der Therapeut kann in der Vorstellung in die Szene eintreten um den Patienten zu schützen und die Täter zu konfrontieren, oder der erwachsene Patient kann sich selbst als Kind zur Hilfe kommen. Für Imagery Rescripting liegen seit kurzer Zeit exzellente empirische Befunde für die Wirksamkeit vor. Die Intervention wird idiosynkratisch an den jeweiligen Patienten angepasst und eignet sich daher sehr gut dafür, kulturelle oder sonstige Besonderheiten in der Behandlung zu berücksichtigen. Am Beispiel der Behandlung von Menschen, die vor Krieg, Bürgerkrieg und Verfolgung geflohen sind, wird die Vorgehensweise dargestellt, eine Überblick über Befunde zur Wirksamkeit wird gegeben.