Eine neue Perspektive für Komplextraumatisierte Patienten – Die frühe Erfassung von Komplextrauma mit minimierter Traumaexposition
A. Janner Steffan
Komplextraumatisierte Patienten leben mit einer «Sisyphus-Dynamik», einem immer wieder zu erneuernden Bemühen, ihren instabilen Zustand zu stabilisieren. Sie erleben das Heute subjektiv, häufig auch objektiv, in einer mobilen bzw. immobilen Verteidigungsposition ohne Zugang zu der Regulation durch den Ventralen Vagus (Porges, 2014). Die heutigen Symptome und adaptiven, häufig selbstschädigenden Strategien stellen die optimale Sicherheit dar, die ihr Organismus aufbauen konnte, um zu überleben. In diesem Kontext ist Therapie eine Herausforderung, sowohl Chance wie Bedrohung, da die neue geheilte Struktur noch in der Zukunft liegt, während die Auseinandersetzung mit dem «Wer ich bin» schon beginnt. Häufig führt dies zu einer Anfangsverschlechterung mit einer Verstärkung defensiven Verhaltens, z.B. Erhöhung von Dissoziation, Zwangs- und Suchtverhalten oder Verstärkung der Erstarrung oder Hypererregung.
Dieser Workshop stellt einen neuen strukturierten Ansatz vor, um den Traumatisierungsgrad und die Charakteristika der Überlebensstruktur schnell zu bestimmen und zu kartografieren, in Anlehnung an die «Karte des Selbst»» (Siegel, 1999), verbunden mit einer deutlich verminderten Destabilisierung des Patienten. Im Vordergrund steht die kontinuierliche Einstimmung auf den psychobiologischen Zustand des Patienten, um das Trauma-gebremste System in Fluss zu kitzeln. Durch diesen Ansatz wird die initiale Verschlechterung bzw. Aktivierung vermieden und der Patient erlebt ein verstärktes Gefühl von Sicherheit (Porges, 2021).
Dieser Ansatz wird seit mehreren Jahren mit Erfolg u.a. in Lifespan Integration® Therapie (Janner Steffan, 2016, 2017 u. 2019 und Tift® (Trauma Integrating Flow Therapy, Janner 2022) angewandt.
Inhalt des Workshops:
- Eine theoretische Einführung über die Integrationsdynamik komplexer lebender Systeme
- Praktische Tools: eine Assessment Karte mit Bestimmung der wichtigsten Überlebensstrukturen
- Praktische Fallbeispiele
- Anwendung in Kleingruppen
- Video-Beispiele