Mobbing: Ist ein Reset auf Körperebene möglich?
Karin Wild
Mobbing verändert das Verhältnis zum Körper. Psychosomatische Symptome wie Schlaflosigkeit und Gelenk- oder Muskelschmerzen treten häufig schon kurz nach dem Einsetzen der feindlichen Attacken auf (Leymann, 2013). Das Nervensystem reagiert und aktiviert Kampf- und Fluchtimpulse, was zu heftigen Reaktionen der Betroffenen führt (Porges, 2017). Der Pionier der Mobbingforschung, Heinz Leymann, betont, dass die Verteidigung umso primitiver wird, je grösser die Angstentwicklung ausfällt. Es beginnt ein Teufelskreis, weil das Verteidigungsverhalten der Betroffenen nicht selten als Bestätigung dafür gesehen wird, dass sie sozial unangenehm, ja untragbar sind.
Im Workshop befassen wir uns damit, wie die aktivierten Kampf- und Fluchtimpulse erkannt und entlastet werden können. Basierend auf den Erkenntnissen von Porges werden Möglichkeiten vermittelt, wie sich das von ihm benannte «Social Engagement System» und damit verträglichere Reaktionen aktivieren lassen. Die Resonanz-Theorie von Rosa und der Umgang mit Verbitterungsstörungen nach Linden bilden weitere Grundpfeiler für die Wahl körperorientierter Interventionen (Rosa, 2016, Linden, 2017).
Ziel ist es, Teilnehmenden des Workshops Wege aufzuzeigen, wie kognitive Endlosschleifen nach Mobbingerfahrungen wirkungsvoll durch Ressourcenaktivierung auf Körperebene unterbrochen werden können. Ein weiteres Augenmerk gilt Anleitungen für Betroffene für Erfahrungen von Kontrolle und Selbstwirksamkeit.
Literatur:
Leymann H. (2013). Mobbing, Psychoterror am Arbeitsplatz und wie man sich dagegen wehren kann. Reinbeck bei Hamburg: Rowolt
Porges St. W. (2017). Die Polyvagal-Theorie und die Suche nach Sicherheit. Traumabehandlung, soziales Engagement und Bindung. Lichtenau: G.P. Probst
Rosa H. (2016). Resonanz, eine Soziologie der Weltbeziehungen. Berlin. Suhrkamp
Linden M. (2017). Verbitterung und Posttraumatische Verbitterungsstörung. Göttingen, Hogrefe