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Behandlung diverser Populationen

Die stratifizierte, personalisierte oder individualisierte Behandlung ist eines der am weitesten verbreiteten Versprechen der heutigen Medizin und Psychologie. Vergleichbar mit in Teilen erfolgreichen Strategien in der Onkologie, fokussieren die allermeisten Personalisierungsansätze auch in anderen Disziplinen auf der Identifikation von Mustern auf der Basis von biologischen Markern aus Bildgebung, digitaler Sensorik, Genetik oder Metabolomics.

Insbesondere in der Diagnostik und Therapie von stress- und traumabezogenen Erkrankungen sind neben diesen vielversprechenden biologisch orientierten Ansätzen die Berücksichtigung von klinischen und soziodemographischen Faktoren sowie von Umgebungsfaktoren mindestens ebenso bedeutsam. Unterschiede von Individuen bestehen nicht nur in funktionellen oder strukturellen Bildgebungsbefunden, sondern viel häufiger in klinischen Phänotypen, individuellen Persönlichkeitsmerkmalen und unterschiedlichen Arten von erlebten Stressoren oder Traumata. Eine profunde Kenntnis über diese individuellen Faktoren stellt die Grundlage für klinisch, soziodemographisch und durch Umgebungsfaktoren informierte Klassifikationen diverser oder heterogener klinischer Populationen dar. Diese durch das Exposom, kulturelle Umgebungen und (tiefe) Phänotypisierung informierte Klassifikation wiederum ist notwendige Basis für die dringend notwendige Individualisierung von Behandlungen von Stress und Traumafolgestörungen.

In diesem Vortrag sollen aus Erfahrungen, die in mehreren internationalen Sprechstunden an der Charité – Universitätsmedizin Berlin sowie in einer Vielzahl von humanitären Projekten im Mittleren Osten, in Fernost und in der Ukraine gewonnen wurden, Empfehlungen für spezifische Interventionen abgeleitet werden, in denen Individualisierung von Behandlungen für diverse und heterogene Populationen über die Berücksichtigung von Exposom, Kultur und Phänotypisierung geschieht. Diese umfassen unter anderem die Entwicklung von Interventionen für ukrainische Mütter in Kriegsgebieten, die Etablierung von psychotherapeutischen Interventionen mit Thematisierung von Individualisierung versus Gruppenzugehörigkeit in Vietnam oder maßgeschneiderte Psychoedukationsformate für arabisch sprechende Patientinnen und Patienten. Die diskutierten Interventionen und Behandlungen umfassen neben klassischen psychotherapeutischen Ansätzen um Einzel- und Gruppensetting auch Peer to Peer Ansätze sowie mehrere digitale Anwendungen wie Chatbots zur psychologischen ersten Hilfe, Avatar-basierte Psychoedukation sowie digitale Gesundheitsanwendungen. Schließlich wird in dem Vortrag als Strategie zur weiteren Individualisierung die Integration der Interventionen in einem übergreifenden Behandlungsmodell (stepped and collaborative care model) vorgeschlagen.

Trauma and the Brain: Bridging the Gap Between Neuroscience and Clinical Practice

Over the last 20 years, neurobiological research has critically advanced our understanding of the impact of childhood trauma on brain development. Despite the substantial progress, a gap remains in how this important research translates into diverse clinical frontline work for children, youth, and families. Such translational information may be vital for identifying mechanisms of change in effective treatment approaches and for developing novel clinical interventions.

The current talk aims to bridge the gap between research and clinical practice by extracting key guiding principles from the last two decades of neurobiological research on trauma to critically evaluate their role in established evidence-based trauma interventions (e.g., posttraumatic stress disorder), in complex trauma-related presentations (high-risk behaviours: e.g., non-suicidal self-injury) and in promoting resilience across the life span (e.g., social connectedness).

In addition to other seminal research, Dr. Pechtel will draw on her own multimodal research program using primarily functional magnetic resonance imaging and EEG as well as provide examples of how such findings have guided the development of novel therapeutic approaches for youth who experienced childhood trauma.